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Ohne Ökonomie keine Ökologie: Drei Thesen für die Zukunft

Ein Beitrag von Dr. Alexandra Kohlmann, Geschäftsführerin ROWE

Echte Nachhaltigkeit zu erreichen und dabei Klima und Natur zu schützen, ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Wir diskutieren viel über Wege und Instrumente. Eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen wird dabei aus meiner Sicht immer wieder vernachlässigt: Ohne Ökonomie wird es keine Ökologie geben.

Nachhaltigkeit ist die wichtigste Verpflichtung für die Zukunft 

 

Um es gleich vorweg zu sagen: Das Ziel der Nachhaltigkeit und die damit verbundenen großen Herausforderungen wie der Klimaschutz sind für mich nicht verhandelbare Eckpfeiler einer modernen Wirtschaft.

Als Familienunternehmerin und Mutter ist es mir ein großes Anliegen, dass auch die nächste Generation ein ebenso gutes Leben führen kann wie wir. Ein gesunder Planet gehört untrennbar dazu.
 

Nachhaltigkeit ist für mich daher eine Verpflichtung für die Zukunft.  

Wirtschaftliche Grundlage für Nachhaltigkeit: Meine drei Thesen 

 

Doch während die Frage, ob wir unser Klima schützen wollen, beantwortet ist, bleibt die Frage nach dem richtigen Weg offen.

Aber wir merken immer mehr: Die Zeit drängt, endlich zu handeln. Umso wichtiger ist es aus meiner Sicht, dass wir dabei ehrlich zu uns selbst bleiben. Klimaschutz und Nachhaltigkeit lassen sich nicht einfach beschließen oder von oben verordnen.
 

Deshalb müssen wir erkennen: Ohne ein starkes wirtschaftliches Fundament werden wir scheitern. Das sind meine drei Thesen.  

1. Nachhaltigkeit kostet Geld – das müssen wir erst einmal haben 

 

Die zum Teil erbitterten Haushaltsdebatten der letzten Wochen haben eindrucksvoll bewiesen: Klimaschutz und Nachhaltigkeit kosten Geld. In Zeiten, in denen immer mehr Mittel zur Verfügung standen, schien das kein Problem zu sein. Jetzt stellen wir fast verblüfft fest: Wenn das Geld fehlt, wird es zum Problem.
 

Das betrifft nicht nur die öffentlichen Haushalte. Das gilt erst recht für Privatleute und Unternehmen. Wenn ich in meinem Familienunternehmen ROWE eine Klimaschutzmaßnahme umsetzen möchte und kein Geld dafür habe - dann kann ich sie nicht umsetzen. Wenn Menschen kein Geld für die teure neue Heizung haben, dann bleibt es bei der alten Ölheizung mit all ihren Nachteilen. An dieser Stelle hilft es auch nicht, sich auf Subventionen oder andere Förderinstrumente zu verlassen. Die jüngsten Debatten haben zudem gezeigt, dass hierauf nicht mitunter Verlass ist.
 

Geld muss erwirtschaftet werden. Klimaschutz kann also nur funktionieren, wenn wir dabei unserer Wirtschaft nicht schaden - sondern im Gegenteil für Wirtschaftswachstum sorgen.  

2. Nachhaltigkeit muss bezahlbar bleiben 

 

Gleichzeitig muss gelten: Nachhaltigkeit muss bezahlbar bleiben. Selbst wenn es uns gelingt, auf der einen Seite eine starke Wirtschaft zu haben, werden wir scheitern, wenn entsprechende Maßnahmen immer teurer werden. Denn das gefährdet nicht nur die Umsetzbarkeit, sondern auch den Rückhalt in der Bevölkerung.
 

Das erleben wir bereits. Die Preissteigerungen der letzten Monate und die Aussicht, dass Mobilität, Energie und Wärme immer teurer werden, haben maßgeblich zum Erfolg rechtspopulistischer und gar extremistischer Kräfte in diesem Land beigetragen.
 

Ich bin Demokratin durch und durch. Für mich ist deshalb klar: Wir können das Klima nur erfolgreich schützen, wenn die Maßnahmen von der Mehrheit getragen werden. Dafür müssen sie für Normalverdiener bezahlbar bleiben - und für Unternehmen.  

3. Wir müssen mit Nachhaltigkeit Geld verdienen können 

 

Meine dritte These ist ganz aus der Perspektive der Unternehmerin geschrieben. Aus meiner Sicht ist sie das schlagkräftigste Instrument für mehr Klimaschutz.  
 

Alle Verbote und Einschränkungen sind nur halb so stark wie eine Motivation aus Eigeninteresse. Und was ist in diesem Bereich ein stärkerer Anreiz als die Aussicht auf eine bessere Rendite?
 

Wenn sowohl Unternehmen als auch die breite Bevölkerung in Klimaschutzmaßnahmen die Möglichkeit sehen, ganz direkt und persönlich davon zu profitieren, dann werden sie diese auch mit größtem Nachdruck umsetzen. Auch wenn im Zuge der CSRD, also der Berichterstattung zu den ESG-Maßnahmen, die finanzielle Perspektive auch um Nachhaltigkeitsaspekte erweitert wird, liegt es glaube ich auf der Hand, dass Unternehmen zuerst in Projekte investieren, wo sie einen unmittelbaren Effekt sehen. 
 

Für uns Unternehmen heißt das: Wenn wir Chancen sehen, mit nachhaltigen Produkten und Angeboten Geld zu verdienen oder Kosten zu sparen, werden wir das tun. Und helfen damit gleichzeitig und ganz automatisch dem Klima, weil diese Gewinne oder Einsparungen für weitere Investments in Nachhaltigkeit genutzt werden können.
 

Deshalb entwickeln wir bei ROWE nicht nur innovative neue nachhaltige Produkte - sondern haben auch massiv in die Effizienzsteigerung investiert. Denn das spart Energie und langfristig viel Geld. So profitieren beide Seiten.

Ökonomische Grundlagen stärker berücksichtigen 

 

Wenn wir Klimaschutz und Nachhaltigkeit wirklich ernst meinen, sollten wir in den aktuellen Debatten diese ökonomischen Grundlagen stärker berücksichtigen. 
 

Auch für mich sind Klimaschutz und Nachhaltigkeit wichtige Ziele, die ich vollkommen unabhängig von Kosten oder gar Gewinnen erreichen will. Mir ist aber bewusst, wie viel erfolgreicher wir unseren Planeten schützen können, wenn wir dabei eben auch ökonomisch denken und vorgehen.  
 

Meine Forderungen sind daher klar: 
 

1. Lasst uns Klimaschutz und Nachhaltigkeit endlich als Instrument zur Wirtschaftsförderung begreifen und auch so gestalten! 
 

2. Wir müssen akzeptieren, dass wir nur erfolgreich sein werden, wenn Klimaschutz sowohl bezahlbar bleibt als auch unsere Wirtschaft nicht gefährdet.  

Echte Nachhaltigkeit ist immer auch ökonomisch 

 

Klimaschutz und Nachhaltigkeit erreichen wir nicht mit Emotionen und ideologischen Auseinandersetzungen. Dazu bedarf es kühler und sachlicher Zielorientierung. Dazu gehört untrennbar die Erkenntnis, wie wichtig ökonomische Fragen dabei sind. Mit diesem Impuls möchte ich als Familienunternehmerin einen Beitrag zu dieser Debatte leisten. 

18.01.24

Autorin

Dr. Alexandra Kohlmann

Zur Person

Dr. Alexandra Kohlmann ist Geschäftsführerin der ROWE-Gruppe. Nach erfolgreichem Studium der Technologie- und Managementorientierten Betriebswirtschaftslehre mit dem Fokus auf Controlling und Human Resources an der TU München promovierte sie zum Thema Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen. Darüber hinaus ist sie geprüfte Systemische Coachin und Change Managerin. Im Jahr 2020 erhielt sie den Sonderpreis „Erfolgreiche Frauen im Mittelstand“ des Landes Rheinland-Pfalz und wurde 2022 vom Handelsblatt als eine der Top 50 Unternehmerinnen Deutschlands sowie als "Unternehmerin des Jahres" in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Alexandra Kohlmann ist die Tochter des Firmengründers Michael Zehe und seine Nachfolgerin als Unternehmerin.

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