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Reduktion statt Kompensation – Unsere neue Klimastrategie

Ein Beitrag von Dr. Alexandra Kohlmann, Geschäftsführerin ROWE

„CO₂-kompensiert“ war gestern. Wir bei ROWE schlagen jetzt einen neuen, einen besseren Weg ein! Statt Emissionen mit Zertifikaten auszugleichen, setzen wir auf echte Reduktion. Warum mir ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz so wichtig ist:

Klares Bekenntnis für mehr Verantwortung

Seit Jahren sehen wir weltweit einen Trend: Unternehmen betonen ihre Klimaneutralität, flankiert von grünen Labels und Zertifikaten. Doch je größer der Druck auf Märkte, Politik und Gesellschaft ist, desto deutlicher wird: Viele dieser Lösungen sind nicht nachhaltig, nicht überprüfbar und oft schlicht nicht ausreichend.

Die Konsequenz daraus liegt für mich auf der Hand: Wir können nicht länger auf Kompensation setzen, sondern müssen die Emissionen dort senken, wo sie entstehen. In unseren Werken, unserer Lieferkette, unseren Produkten.

Eine Entscheidung, die für mich mehr ist als ein einfaches Strategie-Update. Sie ist Ausdruck meiner klaren Haltung: Verantwortung kann man nicht outsourcen!

Warum Kompensation an ihre Grenzen stößt

Die Idee hinter CO₂-Kompensation scheint auf den ersten Blick charmant. Unternehmen verursachen Emissionen und gleichen diese aus, indem sie Klimaschutzprojekte finanzieren, meist in Form von Zertifikaten. Doch viele dieser Projekte wären ohnehin realisiert worden. Andere speichern CO₂ nur temporär, etwa durch Aufforstung oder natürliche Speicher, deren Wirkung nicht dauerhaft garantiert werden kann.

In der öffentlichen Debatte, in der Wissenschaft und zunehmend auch bei unseren Kunden wächst das Bewusstsein, dass diese Art der Kompensation selten die gewünschte Wirkung entfaltet. Mit aus meiner Sicht fatalen Folgen für das Image, denn die Glaubwürdigkeit von Unternehmen, die sich hinter solchen Modellen verstecken, bröckelt.

Es braucht mehr Transparenz und Verlässlichkeit

Die neue Green Claims Directive der Europäischen Union und die ergänzende EmpCo-Richtlinie unterbinden künftig diese vagen Aussagen. Begriffe wie „klimaneutral durch Kompensation“ dürfen nicht mehr verwendet werden, wenn keine wissenschaftlich belegbare, über den gesamten Produktlebenszyklus überprüfbare Klimawirkung vorliegt. Und wer kann das schon?

Der Schlüssel zu einem glaubwürdigen Engagement für den Klimaschutz liegt für mich daher ganz klar in transparenten, konkreten und verlässlichen Aussagen. Weg von Versprechungen oder Alibis, hin zu nachhaltigen Veränderungen mit echter und nachvollziehbarer Wirkung. Emissionen müssen dort reduziert werden, wo sie entstehen. Messbar, direkt und langfristig.

CO₂-Reduktion durch konkrete Maßnahmen

Bereits seit 2020 verfolgen wir bei ROWE einen klaren Weg zur CO₂-Reduktion. An unseren Produktionsstandorten in Worms und Bubenheim haben wir unsere Emissionen bereits um über 40 Prozent gesenkt. Und das ist nur der Anfang! Bis 2030 wollen wir unsere Emissionen in Scope 1 und 2 um mindestens 90 Prozent reduzieren. Nicht durch Ausgleichszahlungen, sondern durch eigene Investitionen.

Wir haben unser Energiekonzept überarbeitet. Es ist umfassender. Es macht uns als Firma unabhängiger. Mir war es wichtig, dass wir technologische Innovation mit dem konsequenten Einsatz erneuerbarer Energien verbinden. 60% unseres Energiebedarfs am Standort Worms decken wir ohnehin schon durch Eigenproduktion ab. Seit diesem Jahr beziehen wir zusätzlich bis zu 50 Prozent unseres zugekauften Stroms über direkte Strombezugsverträge bei zertifizierten Produzenten. Das macht uns unabhängiger von fossilen Energien und stärkt gleichzeitig die Resilienz unserer Energieversorgung. In einer Zeit zunehmend volatiler Märkte sehe ich darin einen strategischen Vorteil.

Produktentwicklung nachhaltig denken

Doch wir müssen auch über den Tellerrand hinausblicken. Der Großteil der Emissionen entsteht heute entlang der Lieferkette. Deshalb beschaffen wir gezielt Rohstoffe mit einem geringeren CO₂-Fußabdruck, optimieren unsere Einkaufsentscheidungen, arbeiten noch enger mit Lieferanten zusammen und senken so unsere Scope-3-Emissionen. Bis 2030 wollen wir die Emissionen unserer eingekauften Materialien (Scope 3.1) um mindestens zehn Prozent reduzieren.

Auch bei unseren Produkten gehen wir in die Tiefe: Wir entwickeln Schmierstoffe mit geringerem Product Carbon Footprint (PCF). Dabei achten wir nicht nur auf die Zusammensetzung, sondern auch auf Herkunft und Herstellung. Ich bin der Meinung, dass wir das Thema Nachhaltigkeit bei der Entwicklung neuer Produkte von Anfang an mitdenken müssen.

Warum unsere Kunden davon profitieren

Für unsere Kunden bedeutet diese Strategie vor allem eines: Mehr Glaubwürdigkeit. Unsere Maßnahmen wirken direkt in der Lieferkette unserer Kunden. Ein reduzierter CO₂-Fußabdruck unserer Produkte verbessert automatisch die Klimabilanz derjenigen, die mit ihnen arbeiten. Unternehmen, die auf ROWE-Produkte setzen, untermauern somit ihre eigenen Emissionsziele und gewinnen gleichzeitig mehr Sicherheit im Hinblick auf neue regulatorische Anforderungen.

Was wir nicht mehr tun und warum das wichtig ist

Wir verabschieden uns bewusst vom Label „CO₂-kompensiert“. Die Kompensation über externe Projekte endete zum 30. April 2025. In den nächsten Monaten werden allerdings noch vereinzelt Produkte mit dem bisherigen Design ausgeliefert, die sich bereits in der Lieferkette befinden.

Wir verzichten auch auf neue, nicht validierte Siegel. Stattdessen setzen wir auf digitale Transparenz. Künftig sollen unsere Maßnahmen und Fortschritte über QR-Codes auf den Produkten abrufbar sein. Direkt, nachvollziehbar und jederzeit überprüfbar.

Nachhaltigkeit als bewusste unternehmerische Entscheidung

Diese Entscheidung kommt nicht von ungefähr. Sie ist Teil unserer langfristigen Entwicklung als verantwortungsbewusstes, innovatives Industrieunternehmen.

Nachhaltigkeit bedeutet aus meiner Sicht auch, investitionsfähig zu bleiben, Innovationskraft zu steigern und unsere Resilienz zu erhöhen. Wer heute echte Klimaschutzmaßnahmen ergreift, reduziert künftige Risiken. Regulatorisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich.

Unser Anspruch: Thought Leadership im Klimaschutz

Für mich ist entscheidend, dass wir beim Thema Klimaschutz nicht einfach nur mitlaufen, sondern entschlossen vorangehen und zeigen, dass wir etwas bewegen wollen. In einer Zeit, in der sich viele Unternehmen auf Mindeststandards zurückziehen, ist es mir ein großes Anliegen, dass wir uns ambitionierte Ziele setzen und die Mission CO₂-Reduktion entschlossen und mit konkreten Maßnahmen angehen. Mit dieser klaren Ausrichtung möchte ich als Familienunternehmerin in der Industrie einen wichtigen Beitrag mit Vorbildcharakter leisten.

Für die Zukunft bedeutet das: Wir übernehmen Verantwortung. Wir werden messbar. An unseren Produkten. An unserer Kommunikation. Wir reduzieren Emissionen dort, wo sie entstehen. Wir gestalten unsere Produkte nachhaltiger – entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Unsere Kommunikation muss klar, faktenbasiert und nachvollziehbar sein.

„Reduktion statt Kompensation“ – Das ist keine kurzfristige Entscheidung, sondern ein langfristiges Bekenntnis. Für unsere Mitarbeitenden. Für unsere Kunden und Partner. Für den Klimaschutz.

 

19.05.25

Autorin

Dr. Alexandra Kohlmann

Zur Person

Dr. Alexandra Kohlmann ist Geschäftsführerin der ROWE-Gruppe. Nach erfolgreichem Studium der Technologie- und Managementorientierten Betriebswirtschaftslehre mit dem Fokus auf Controlling und Human Resources an der TU München promovierte sie zum Thema Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen. Darüber hinaus ist sie geprüfte Systemische Coachin und Change Managerin. Im Jahr 2020 erhielt sie den Sonderpreis „Erfolgreiche Frauen im Mittelstand“ des Landes Rheinland-Pfalz und wurde 2022 vom Handelsblatt als eine der Top 50 Unternehmerinnen Deutschlands sowie als "Unternehmerin des Jahres" in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Alexandra Kohlmann ist die Tochter des Firmengründers Michael Zehe und seine Nachfolgerin als Unternehmerin.

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