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Familienunternehmen denken immer auch an morgen

Ein Beitrag von Dr. Alexandra Kohlmann, Geschäftsführerin ROWE

In vielen Debatten über Nachhaltigkeit, Verantwortung und Zukunft steht die Wirtschaft im Mittelpunkt. Ein Aspekt kommt mir dabei immer wieder zu kurz: Der wichtige Beitrag, den Familienunternehmen für unsere Gesellschaft leisten. Denn sie denken immer an morgen. Deshalb haben sie nicht nur eine besonders große Bedeutung für den Wirtschaftsstandort, sondern sind so auch attraktive Arbeitgeber.

Verantwortung für die Zukunft

Seien wir ehrlich - die Wirtschaft kommt in den Augen vieler Menschen bei den aktuellen Diskussionen oft nicht gut weg. Und das häufig zu Recht. Denn allzu oft können wir all die Folgen von rein auf kurzfristigen Dividendenstrategien ausgerichteten Geschäftsmodellen oder Legislaturperioden von Vorständen beobachten.

Verantwortungsvolles Handeln würde wohl kaum jemand damit verbinden.

Dabei hat die Wirtschaft - und ganz besonders die Industrie - eine enorme Verantwortung für die Zukunft. Um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu lösen, brauchen wir daher nachhaltiges, langfristiges Wirtschaften.

Familienunternehmen sind immer langfristig aufgestellt

Was mir aber viel zu wenig Beachtung findet: Es gibt bereits viele Unternehmen, die so langfristig aufgestellt sind. Und das sind wir Familienunternehmen in Deutschland.

Warum gerade Familienunternehmen?

Weil wir eben nicht an kurzfristigen Effekten interessiert sind. Weil wir unsere Unternehmen langfristig stärken und für die nächste(n) Generation(en) erhalten wollen.

Ganz konkret: Ich bin nicht nur Familienunternehmerin, sondern auch Mutter von drei wunderbaren Jungs. Bei jeder großen Richtungsentscheidung denke ich natürlich auch daran, was das einmal für meine Kinder bedeutet.

Und so war es auch bei meinem Vater. Er hat ROWE nicht nur für sich aufgebaut, sondern auch für mich und seit einiger Zeit sogar für seine Enkel.

Das hat positive Auswirkungen, die weit über die Familie hinausgehen.

Unterschätzte gesellschaftliche Bedeutung

Die daraus resultierende gesellschaftliche Bedeutung von Familienunternehmen wird leider immer noch massiv unterschätzt. Denn mit uns kann man langfristig rechnen.

Auch hier ein Beispiel: Hätte mein Vater nur auf Kosteneffizienz und damit verbundene leichter zu erzielende Renditen geachtet, wären wir am damaligen Standort verharrt und nicht gewachsen.

Was wir dagegen getan haben? Wir haben ein einzigartiges Werk gebaut, das zu seiner Entstehungszeit weit mehr auf Nachhaltigkeit gesetzt hat, als in irgendeiner Form gesetzlich vorgeschrieben war. Und ein Werk, von dem wir überzeugt waren, dass es auch in vielen Jahren noch zukunftsfähig sein würde. Dies war mit enormen Investitionen verbunden, die sich nur auf lange Sicht auszahlen würden.

Es war uns also schon 2014 wichtig, dass nachfolgende Generationen auch in vielen Jahren noch gut mit dem neuen Werk wirtschaften werden können.

Jeder Hedgefondsmanager hätte da wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.

Deshalb sind Familienunternehmen die besten Verbündeten, wenn es darum geht, Herausforderungen wie den Klimawandel zielgerichtet und mit Augenmaß anzugehen.

Familienunternehmen sind besonders attraktive Arbeitgeber

Familienunternehmen schaffen zudem regelmäßig mehr Arbeitsplätze als andere Unternehmen    - und wir gehen mit ihnen auch in Krisen deutlich verlässlicher um. Bevor in Familienunternehmen die Entlassungswelle greift, versuchen wir alles Mögliche zu tun, um das zu verhindern. Das hat beispielsweise die Corona-Krise gezeigt.

Denn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für uns nicht einfach eine weitere Ressource, die im Zweifelsfall dem Shareholder Value geopfert wird.

Und während die Bedeutung von Familienfreundlichkeit in manch anderem Unternehmen erst mühsam erklärt werden muss, liegt sie bei uns sozusagen im System.

Mehr Rückhalt in Politik und Gesellschaft

Ich schreibe diesen Beitrag, weil ich mir mehr Unterstützung für die vielen kleinen und großen Familienunternehmen in Deutschland wünsche. Das betrifft nicht nur das Bild von uns Unternehmern, sondern vor allem den ganz konkreten Umgang mit den Unternehmen.

Wir leben in einer Realität, in der es selbstverständlich scheint, dass für Großunternehmen und Konzerne im Zweifelsfall alles möglich ist - und in der gleichzeitig viele Familienunternehmen mit völlig unnötigen Hürden zu kämpfen haben.

Häufig erleben wir es, dass Präzedenzfälle von großen Unternehmen geschaffen werden, die dann wiederum auf kleine und mittlere Unternehmen abstrahlen und sich konkretisieren, etwa in Form von neuen Gesetzen und Regelungen, langen Verfahren und erforderlichen Dokumentationen sogar ab sehr geringer Beschäftigtenzahl.

Diese überbordende Bürokratie lässt sich mitunter nur noch schwer handhaben.

Familienunternehmen sind das Rückgrat unseres gesamten Wirtschaftsstandortes. Das sollte sich auch in der Politik und im Ansehen widerspiegeln. Wir sollten unsere Energie bündeln, um besser in die bevorstehende notwendige Transformation zu investieren, statt in bürokratische Hürden.

Als Geschäftsführerin und Gesellschafterin eines sehr starken Familienunternehmens möchte ich meine Stimme nutzen, um den unzähligen kleinen Familienunternehmen mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Daher engagiere ich mich auch in der Vollversammlung der IHK seit dieser Wahlperiode.

Wir arbeiten für die nächste Generation!

Als Familienunternehmen arbeiten wir im wahrsten Sinne des Wortes für die nächste Generation. Wir denken immer an die Zukunft. Das verdient mehr Respekt - und mehr Unterstützung.

30.11.23

Autorin

Dr. Alexandra Kohlmann

Zur Person

Dr. Alexandra Kohlmann ist Geschäftsführerin der ROWE-Gruppe. Nach erfolgreichem Studium der Technologie- und Managementorientierten Betriebswirtschaftslehre mit dem Fokus auf Controlling und Human Resources an der TU München promovierte sie zum Thema Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen. Darüber hinaus ist sie geprüfte Systemische Coachin und Change Managerin. Im Jahr 2020 erhielt sie den Sonderpreis „Erfolgreiche Frauen im Mittelstand“ des Landes Rheinland-Pfalz und wurde 2022 vom Handelsblatt als eine der Top 50 Unternehmerinnen Deutschlands sowie als "Unternehmerin des Jahres" in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Alexandra Kohlmann ist die Tochter des Firmengründers Michael Zehe und seine Nachfolgerin als Unternehmerin.

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